Das wunderbare Wetter nutzen wollend machte ich mich mit meinen Hundedamen auf zu unserem Spaziergang Richtung Agrarwüste (liebevoll so benannt, weil landwirtschaftliche Monokultur). Ich ahnte schon, hatte ich doch bereits an anderen Tagen entsprechende Erfahrungen gemacht, was auf mich lauern könnte. Ein Wolf? Ach was! Der sitzt tief im Wald mit einer Nasenklammer und repariert panisch sein Pressluftgerät.

Mein Ungeheuer ist made by human. Mit langem Hals ortete ich die Windrichtung (wichtig, Sie werden gleich verstehen, warum) und scannte die Umgebung. Kein Wild in Sicht, die Damen schlenderten entspannt an der Schleppleine und ich begann, mich zu entspannen. Mein Weg beschrieb einen Bogen, meine Sicht wurde durch Büsche begrenzt, der Blutdruck stieg. Aber nichts, auch diese Kurve unbeschadet überstanden, trotz des jetzt von vorne kommenden Windes. Siegessicher war ich auf der Zielgeraden, ein leicht überhebliches Lächeln auf dem Gesicht…

Da kam er. Mit einem Affenzahn hielt er genau auf mich zu. Schreckensbleich zerrte ich meine Damen in die vermeintliche Sicherheit des Straßengrabens (einige dieser Exemplare machen auch vor Menschen nicht halt –bitte, ich möchte viel lieber den Wolf-). Da raste, ja raste er immer noch auf mich zu. In der dicken Staubwolke, die er aufwirbelte, war seine Kraft und sein Glanz nur zu ahnen. Abrupt bremste der Trecker geschönte dreißig Meter vor mir ab und fuhr auf das Feld. Überlebt, war mein erster Gedanke, dann kam das erwartete Grauen. Aber so nah war es noch nie! Das Ungeheuer hielt einen Wimpernschlag inne und aus seinem Inneren schauten mich zwei Augen (mitleidig oder wohl höhnisch?) an, bevor es die Klappe seines Güllesprenklers aufriss. Die Damen und ich kniffen gleichzeitig die Augen zu und ich wette, sie haben auch die Luft angehalten. Dreißig Meter hätten durchaus reichen können, wäre der Wind nicht aus des Gülletreckers selben Richtung gekommen. Nun, ich für meinen Teil hatte sowieso schon überlegt, ob meinen Haaren wohl ein Braunton stehen würde. Wie Gülle riecht, weiß ich als bekennender Agrarwüstengänger ja schon lange. Nun gehöre ich zu den Auserwählten, die
auch den Geschmack kennen. Eine ganz neue Frühlingserfahrung!

PS: Keinesfalls soll der Eindruck entstehen, dass ich Landwirte nicht mag. Ich plante schon mit zehn Jahren die Übernahme eines großen Hofes zusammen mit dessen Sohn, in den ich mich verguckt hatte. Nun ja, immerhin habe ich heute einen schönen Garten mit vielen Blumen, Obst, Gemüse, Schnecken. Verschiedene Tiere haben mich auch schon begleitet, die meisten davon mit vier Beinen. Und ich liebe Trecker, besonders die ganz großen mit den gelben Felgen! Zu meinem Geburtstag bekam ich letztes Jahr von meinem Mann eine (P)flugreise geschenkt, aber das ist eine andere Geschichte….

Natürlich gibt es auch die freundlichen Beherrscher überschwerer Fahrzeuge! Sie drosseln ihre Geschwindigkeit, fahren ein kleines Stückchen zur Seite (ich sehe das, könnt ihr mir glauben) und grüßen freundlich. Das freut mich ungemein- und meine Damen auch!